Chemical Brothers

Die Verschwörungstheoretiker Dirk Maxeiner und Michael Miersch nehmen nun nach dem Klimawandel die Biokost in die Mangel. Vorbild ist Alex Avery vom Hudson Institute, ein Lobbyist für Monsanto, DuPont, Novartis, Dow und andere Hersteller von Agrar-Chemie. Averys Ziel ist es offenbar, möglichst viel Chemie unter die Leute zu bringen. So war eines seiner Hauptanliegen, die Nitrat-Grenzwerte für Trinkwasser zu erhöhen. Sein Buch „Die Wahrheit über Bio-Lebensmittel“ ist nun auf deutsch erschienen. Darin möchte er wohl den Leuten weismachen, daß eine unter starkem Pestizideinsatz gezogene Paprika keinesfalls ungesünder sein kann als eine Bio-Paprika. Klar, das Zeug muss ja irgendwie verkauft werden.

Kein Wunder, daß das inspirierend auf die „Fortschrittsoptimisten“ Maxeiner und Miersch wirkt. Aber was soll man von einem Buch halten, dessen bisherig einzige Jubel-Rezension auf dem deutschen Amazon von Franziska Grübner-Schweickhoff eine aufgebohrte Version des offiziellen Werbetextes ist, aber von ihr mit „ausgewogene Darstellung aus neutraler Sicht“ überschrieben wird? Drei von vier Grübner-Schweickhoffs Rezensionen sind übrigens dem Kampf gegen die Öko-Verschwörung gewidmet. Nebenbei bemerkt – aber das ist natürlich nebensächlich an dieser Stelle – schreibt sie auch für die rechte und ausländerfeindliche SVP. Auf solch ein Milieu zu stoßen ist offenbar unumgänglich, wenn man sich mit die Achse des Guten beschäftigt.

Aber zurück zum Thema. Das Buch reklamiert im Titel für sich „die Wahrheit“, wird aber wohl eher mit dieser Rezension im amerikanischen Amazon besser beschrieben sein:

When you encounter studies or polls you do not agree with, you discount them. When you find supportive info, you laud it. That is the strategy used by this author, this book, and the Hudson Institute (conservative think tank).

In diese Fußstapfen will nun das neue Buch von Maxeiner und Miersch „Biokost – Ökokult. Welches Essen ist wirklich gut für uns und unsere Umwelt“ treten. Dabei ist zwar unbestritten, daß der Bioanbau auch kritisch und differenziert betrachtet werden muß. Es bleibt aber abzuwarten, ob es Maxeiner und Miersch tatsächlich zu differenzierter Kritik bringen oder nur mit Banalitäten auf Dummenfang für Oberflächliche gehen. Insbesondere darf man gespannt sein, inwieweit Umweltschutz, Vielfalt der Arten, Tierhaltung und Monopolisierung thematisiert werden. Aufgrund bisheriger Erfahrungen mit dem Auorenteam ist zu befürchten, daß das Buch nur weitere Öko-Mythen hinzufügen wird. Und natürlich bleibt noch die Frage, ob das, was von den Autoren als neuester wissenschaftlicher Stand verkauft wird, auch diesmal wieder aus einem Lehrerforum stammt oder mal von anderen Amateurseiten im Internet zusammengeklickt wurde.

3 Antworten to “Chemical Brothers”

  1. vert Says:

    und wieder isses so wie vermutet. und das schlimmste für mich ist, dass die jungle world dabei mittlerweile derartig ins schlingern gerät, dass sies auch noch als vorabdruck gebracht haben…
    http://vert.blogger.de/stories/1099715/
    gruß, vert

  2. Brodaganda Says:

    @vert:
    Danke für die Ergänzung! Mir schwante auch ähnliches in Bezug auf den Anteil von Steiner-Anhängern im Biolandbau, aber zur exakten Recherche hats dann nicht mehr gereicht..

  3. vert Says:

    kommt natürlich zeitlich etwas ungelegen: der weltagrarbericht.
    http://vert.blogger.de/stories/1101537/

    böse zungen behaupten ja, das halbe avery-buch sei schon ein ganzes von m&m. aber wie soll man auch sonst in der taktzahl auf reisserische veröffentlichungen kommen. etwa selber schreiben?

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